Das Doppel-Sub-Verfahren – DSV
Mit der hier aufgeführten alternativen Methode möchte ich diejenigen inspirieren, die kleine Probleme haben, einen gemütlichen Fluss im Bearbeiten eines Untertitels zu finden. Ich habe diese Methode entwickelt, da ich mich mit herkömmlichen Submethoden nicht zufrieden geben wollte, und einfach andere Wege suchte, flüssiger zu arbeiten. Unten dürft ihr heiter über diese vielleicht etwas unkonventionelle Herangehensweise diskutieren. Diesen Artikel verfasse ich in der Hoffnung, dass der ein oder andere etwas flüssiger und problemfreier zum Ziel, nämlich ein fertiges und gutes Dokument zu erzeugen, kommt.
Wir nehmen als Beispiel MKV.
Erklärung: Was wird gezeigt?
Schnelles und handwerklich gelungenes Übersetzen und Zeitsetzung, sowie geschicktes Speichern.
Schritt 1: Was braucht man?
Für die Erstellung der Untertitel nehme ich Aegisub, für das spätere Kontrollieren den MPC-HC (Mediaplayer-Classic), so wie einen FTP-Clienten zum Hochladen der Dateien, eine Englische Quelle als Softsub und optional ein Textprogramm wie Notepad++, welches globale Veränderungen treffen kann
Schritt 2: Vorbereitung
Zunächst beschaffen wir uns das Videomaterial. Der jeweilige Encoder sollte eine Wraw (Workraw) fertig auf den Server geladen haben. Ladet sie. Danach nennt die Datei in [Gruppe] Name des Anime – 01 [v0.2.0].mkv um (Beispielsweise [sub-R] Nichijou 01 – [v0.2.0].mkv). Nun nehmen wir uns aus der englischen Vorlage, die unbedingt Softsub sein muss, das jeweilige Script heraus. Holt euch bei Aegisub (auf Datei/File -> Untertitel öffnen/Open Subtitles -> [Engsub]_Name_des_Anime_-_01.mkv) die Vorlage für eure Untertitel. Sie sind in der Regel zwar nicht gemütlich lesbar, aber zumindest brauchbar vorgetimed. Speichert diese .ass-Datei unter dem identischen Namen, aber mit .ass als Endung (z.B: [sub-R] Nichijou 01 – [v0.2.0].ass). Wenn ihr jetzt eure Wraw öffnet, werdet ihr sehen, dass der MPC automatisch die Untertiteldatei mitabspielt. Ihr könnt während des Laufens jeder Zeit die ASS-Datei bearbeiten und seht direkt die Änderungen. Solltet ihr mal zwei Scripte laufen lassen wollen, ändert die Endung einer der beiden Dateien zu .srt. Fügt nun alle nötigen Styles ein und passt vorher eure Auflösung des Skriptes an, falls anders erwünscht.
Schritt 3: Grobe Anpassung der Zeiten
Verschiebt wie gewohnt die Untertitel so, dass sie zum Gesprochenen passen. Oft hat man im Englischen noch diese kleine Sponsoren-Einblendung, die um etwa 10 Sekunden die Untertitel verschieben kann. Wenn die Zeiten grob passen, geht es weiter zum Übersetzungsassistenten.
Schritt 4: Der doppelte Untertitel
Kommen wir nun zum Hauptaugenmerk dieses Tutorials: Dem zweifachen Untertitel. Wenn ihr die englischen Zeilen vorliegen habt, entfernt optional Auskommentiertes oder Karaoke-Zeilen, oder was auch immer nicht gebraucht wird. Markiert nun alles (mit STRG+A), kopiert das Markierte (mit STRG+C) und verdoppelt es (mit STRG+V). Eine Hälfte ist nun markiert. Ist es die untere Hälfte, ändert den Style dieser Zeilen zum Alternativ-Style. Bei unbunten Subs ist es eine zweite Farbe, wenn jemand mal dazwischenquasselt, bei bunten Subs tut es jede beliebige Farbe. Ich nehme gerne schwarz. Nun habt ihr zwei Untertitel laufen, beide haben unterschiedliche Farben. Der Untertitel, der über dem anderen liegt, ist unsere englische Vorlage. Sie bleibt bestehen und dient stets der Gegenprobe. Die Hauptschriftfarbe wird eingedeutscht. Klickt auf den kleinen Goldfisch und ein neues Fenster öffnet sich. Leider kann man hier weder zwischenspeichern noch die Zeiten verändern, aber es geht ja nur um die Übersetzung. Bei View -> Options -> (ganz unten) Hotkeys -> bei „Translation Assistent …“ kann man die jeweiligen Bedientasten ändern. Bei mir ist es so eingestellt: „Bild rauf“ und „Bild runter“ für das Auswählen der jeweiligen Zeile, „POS1“ zum Abspielen des Videos und Audios. Wenn ich nun etwas eingebe, sehe ich auch später noch auf einen Blick, ob ich zufriedenstellend übersetzt habe, oder ob man es nicht lieber verbessert. Mit „Enter“ bestätigt man und gelangt automatisch zur nächsten Zeile. Man kann theoretisch an der Tastatur bleiben und spart sich die Zeit für’s Herumzufahren mit der Maus. Mit „ESC“ oder einem Klick auf „Cancel“ kommt man da wieder raus. Speichern bitte nicht vergessen. Leider gibt es keinen Kopf, die Zeile kursiv zu schalten für Gedanken, oder Ähnliches.
Noch ein Vorteil: Wenn man mal bei einer Zeile so gar nicht weiter weiß, kann man sich mit # eine deutliche Markierung für später setzten. Eine Nacht über schwere Zeilen zu schlafen, wirkt wahre Wunder.
Schritt 5: Automatisches Vortimen der Zeiten
Ja, jetzt kommt mein Lieblingsthema. Eine wunderschöne Zeitsetzung. Hier scheiden sich die Geister. Jeder hat hier ganz andere Geschmäcker und Herangehensweisen. Probiert bitte selbst aus, ich präsentiere hier meinen persönlichen Geschmack:
Markiert alle zu ändernden Zeilen, klickt auf Timing -> Timing Post-Processor und gebt dort folgendes ein:
Affect selection only: Damit nur Markiertes verändert wird, und keine eventuelle Types, Karas oder Credits.
Lead-in/Lead-out: Dort fügt ihr in Millisekunden die Spanne ein, um die jede Zeile verlängert wird. Achtung: Die letzte Anzeige in Aegisub sind Hundertstelsekunden (0:20:52:23)! 23 Hundertstel = 230 Milisekunden im Timing Post-Processor!
Make adjacent subtitles continuous: Diese Einstellung besagt, dass wenn der Abstand des Endes der vorherigen Zeile zur nächsten geringer als 300 Milisekunden ist, dieser Platz dann aufgefüllt wird vom Ende. „Start“ hieße, dass der Anfang der zweiten Zeile zum Ende der ersten gezogen würde. Meiner Meinung nach ist das nicht sehr angenehm, wenn der Untertitel schon viel zu früh erscheint.
Keyframe snapping: Die Königsdisziplin. Schöne Szenenabrundungen sind Gold wert! Die „10“ bedeutet, dass wenn der Anfang bzw. das Ende jeweils 10 Frames vor oder hinter einem Keyframe steht, dieser Anfang oder Ende auf den Keyframe gezogen wird. Das nimmt laienhaft gesagt den Gröbsten Zeitsetzungaufwand, wenn man ein wenig Übung hat. Dies ersetzt natürlich kein manuelles Kontrollieren der Zeitsetzung, denn manchmal stimmen die Keyframes nicht, oder fehlen ganz.
Schritt 6: Schlaues Speichern
Regelmäßiges Zwischenspeichern auf dem Server halte ich für sehr wichtig. Es ist schnell mal passiert, dass man etwas unwiderrufluch verändert hat. Eine ASS-Datei ist vergleichsweise winzig, und frisst keinen nennenswerten Platz auf dem Server, warum nicht also regelmäßige Sicherungskopien erstellen? Wenn ihr eure …[v0.2.0].ass auf den Server geladen habt, ändert den Namen bequem in …[v0.0.0].mkv, danach in …[v0.0.1].mkv usw. Ihr habt also 20 mögliche Dateiplätze, die ihr belegen könnt, ohne großes Durcheinander zu haben. Ich denke, mehr braucht man auch nicht. So müsst ihr nicht eure PC-Datei noch umbenennen, ein Arbeitsschritt gespart, aber dennoch ist und bleibt die …[v0.2.0].ass auf dem PC die aktuellste oder gleich.
Schritt 7: Eigenkontrolle
Klickt nun auf die früheste Zeile oder schiebt das Video auf Anfang, denn nun werdet ihr euch in zwei Belangen kontrollieren! Während das Video läuft, könnt ihr nicht nur die Zeitsetzung kontrollieren, sondern auch noch einmal mit dem Englischen gegengleichen. Es braucht etwas Übung und Zeit, das Englische noch mit durchzulesen, aber man gewöhnt sich daran. Ändert alles Nötige, lasst euch Zeit, und macht ggf. einen weiteren Durchgang mit dem englischen Untertitel. Kleiner Tipp: Klickt neben dem Pausensymbol unterm Video auf das grüne Feld vor der Zeitansicht, sodass es sich rot färbt. Dann springt beim Anklicken der Zeilen das Video nicht immer auf Anfang, sondern bleibt, wo ihr stehen geblieben seid. So schaut ihr euch nicht 5x die gleiche Stelle an. Wenn ihr fertig seid, kommentiert alles Englische aus, sodass sie nicht mehr angezeigt werden, aber noch nicht löschen! Das brauchen wir noch.
Schritt 8: Vor-QC
So, nun wird es spannend! Schon einmal den eigenen Untertitel im Schnell-QC betrachtet? Wenn der Name der ASS-Datei bis auf die Endung noch identisch ist, kann man nun den MPC öffnen und sich wie im Probedurchgang alles noch einmal ansehen. Es empfiehlt sich aber, diese letzte Eigenprüfung nicht direkt nach dem Kontrollieren des englischen Untertitels durchzuführen. Wenn man erst einmal ein wenig Abstand genommen hat, findet man mehr.
Schritt 9: Fertig
Sind alle Änderungen vorgenommen? Dann ist es jetzt an der Zeit, es vom Editor überprüfen zu lassen. Speichert die Datei als …[v0.2.1].mkv, um es kurz und knapp zu kennzeichnen. Lange Aufsätze in den Dateinamen, wie [Gruppe][TR_Fipsy][EDIT_Blubb][TIME_Pupsi][post-Release_QC][Final] Animename_-_01.ass, die keine zuverlässige Auskunft für den Zustand geben, gehören der Vergangenheit an! Wenn ihr nun die in Schritt 7 auskommentierte Zeilen wieder sichtbar macht, kann der Editor auf gleiche Weise das Englische ganz bequem gegenprüfen. Ist er fertig, und der Übersetzter mit dem Editieren zufrieden, wird die Datei zu …[v0.3.1].mkv genannt. Alte Dateien kommen Zugunsten der Übersichtlichkeit in den Unterordner „alt“, den man erstellt. Es werden zu keiner Zeit Skripte gelöscht.
Schritt 10: Danach
Nun habt ihr eine Menge Spielraum bei der Benennung. Wenn eine Datei alle Prüfungen wie QC oder RC durchgemacht hat und nun released werden soll, wird die Datei in …[v100].mkv ungenannt. Sollte sie released werden und Fehler werden bekannt, so könnt ihr euch eine zweite Version entweder für den Sammeltorrent aufheben, oder aber direkt die V2 raushauen. Zwischendurch kann man einfach die Zahlen der v100 erhöhen. Es ist keine Schande, v2-Release-Versionen herauszugeben. Gesteht euch Fehler ein, jeder macht sie. Kein Fansubs kann perfekt sein. Hinterher weiß man IMMER alles besser und findet so manches Verbesserungsbedürftiges. Wenn die erste Version Fehler enthält, so haben doch zumindest die zukünftigen Leecher einen korrigierten Untertitel.
Ich hoffe, so manch einer wurde erleuchtet und es ist ein Beitrag, die Fansubs zu verbessern. Kommentieren ist erwünscht, bitte nennt eure Vorgehensweisen, wenn diese grundlegend anders sein sollten. Vielleicht kann man ja noch was lernen.